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Wohl noch im Jahr 1925 steht hier am Bahnhof Hennef ein Bus der RSE zur Abfahrt nach Waldbröl bereit. Foto: Slg. Carsten Gussmann
03.02.2025 News & Infos
Vor hundert Jahren: Die Rhein-Sieg Eisenbahn nimmt den Busverkehr auf

Konkurrenz belebt das Geschäft – dumm nur, wenn sie dazu führt, dass man sich selber Konkurrenz machen muss. Genau weil aber Konkurrenten begannen, parallele Buslinien anzubieten, eröffnete die RSE ihre ersten Linien Waldbröl – Hennef – Beuel, Hennef – Siegburg und Niederdollendorf – Oberpleis vor genau hundert Jahren, am 1. Februar 1925.

Konkurrenz im Bröltal
In den Jahren zuvor hatte sich diese Schmalspurbahn nicht eben Freunde bei ihren Fahrgästen im Bröltal gemacht. Die Rheinlandbesetzung hatte das Bröltal in zwei Teile getrennt und wirtschaftlich erlahmen lassen: Die Grenze zwischen besetzter und unbesetzter Zone lief durch Felderhoferbrücke, das heutige Bröleck. Der obere Teil des Bröltals war vom Rheinland abgeschnürt. Zeitweise konnte man nur noch dreimal in der Woche mit dem Zug durchs Bröltal fahren, und das auch nur in Personenwagen, die den Güterzügen angehängt wurden, zudem nur von Hennef bis Ruppichteroth und nicht weiter bis zum Endbahnhof Waldbröl. Nun war es nicht so, dass das Geld auf der Straße lag: In den Jahren 1921, 1923 und 1924 unternahm die Post Versuche, einen Busverkehr zwischen Waldbröl und Ruppichteroth aufzubauen, die aber alle wegen Unrentabilität wieder abgebrochen wurden.

Bonn und Niederdollendorf: Der Bus als bessere Alternative
Waren im Bröltal Bus und Zug ähnlich attraktiv, lag die Sache bei den anderen beiden RSE-Buslinien, die am 1. Februar 1925 in Betrieb gingen, etwas anders: In beiden Fällen schaffte der Bus Verbindungen, die der Zug nicht bieten konnte. Vom Niederdollendorf aus endete die Heisterbacher Talbahn aus Fahrgastsicht im Nirgendwo, nämlich in Grengelsbitze. Viele Menschen wollten aber weiter nach Oberpleis (oder umgekehrt von Oberpleis an den Rhein), doch die Pläne, die Bahn bis Oberpleis zu verlängern, waren nie umgesetzt worden. Der Bus fuhr nun einfach durchgehend zwischen Niederdollendorf und Oberpleis.

Kaum anders war es in Beuel: Als die Rhein-Sieg Eisenbahn, die sich damals noch Brölthaler Eisenbahn nannte, im Jahr 1891 ihre Strecke von Hennef nach Beuel eröffnete, lag ihr Endpunkt direkt an der Fähre hinüber nach Bonn. Mit der Eröffnung der Rheinbrücke im Jahr 1898 lag der Bröltalbahn-Bahnhof, das heutige Restaurant „Bahnhöfchen“, ab vom Schuss, aber auch hier blieben alle Pläne, einen attraktiveren Endpunkt zu schaffen, in der Schublade. Der Omnibus nun fuhr von Hennef nicht nur nach Beuel, sondern von Anfang an über die Brücke bis in die Bonner Innenstadt und zum Kaiserplatz am Hauptbahnhof – eine echte Verbesserung.

Schon bald sollte der Omnibusverkehr ein wichtiges Standbein der Bahngesellschaft sein; das Streckennetz der Busse war zehn Jahre nach der Betriebsaufnahme mit 162 Kilometern fast doppelt so lang wie das Schienennetz.

Erfolgreiche Verdrängung
Der parallele Verkehr von Bussen mehrerer Gesellschaften und des Schienenverkehrs brachte den Menschen unverhofft viele Fahrtmöglichkeiten. „Seit dem 1. Februar hat das Bröltal sage und schreibe täglich 24 Verbindungen, 12 talabwärts und 12 talaufwärts“, jubilierte die Waldbröler Zeitung am 9. Februar 1925. Doch währte die Freude nur kurz; bereits am 28. März war Ernüchterung eingetreten, als das Blatt berichtete, dass „die vor Wochen noch so ausgezeichneten Verkehrsverhältnisse des Bröltals sich verschlechtert haben.“

Bus oder Zug?
Zu dieser Zeit war sich die Bahngesellschaft noch keineswegs sicher, ob sie trotz des florierenden Omnibusbetriebs nicht auch noch auf den Schienenverkehr setzen sollte. Doch dessen Personenwagen stammten noch aus dem vorherigen Jahrhundert, man saß längs der Wände auf nackten Holzbänken, im Winter wurden die Wagen mit Brikettöfen geheizt. Die Bahn trat die Flucht nach vorn an und beschaffte von 1934 bis 1941 fünf Triebwagen, technisch hochmodern und gestalterisch vom Bauhaus inspiriert.

Beförderte die Rhein-Sieg Eisenbahn noch bis 1967 Güter, zuletzt praktisch ausschließlich Basalt aus dem Westerwald zur Schiffsverladung nach Beuel, machte sie dem Personenverkehr auf der Schiene schnell ein Ende. 1951 wurde er zwischen Niederpleis und Siegburg und zwischen Hennef und Beuel eingestellt. In den Jahren 1953 und 1954 endete mit dem Schienenpersonenverkehr im Bröltal gleich der ganze dortige Schienenverkehr – die Bahn baute die Strecke abschnittsweise ab und vom jeweiligen Schrotterlös kaufte sie einen Omnibus für den nächsten Streckenabschnitt, der vollständig auf Omnibusverkehr umgestellt wurde. Noch bis 1956 fuhren Personenzüge nach Asbach, einem der Westerwälder Endpunkte der Bahn.

In manche der einstigen Lokomotivschuppen waren inzwischen Omnibusse eingezogen, so auch in Asbach.

Aus heutiger Sicht ein Glücksfall: Als der Bonner Eisenbahnfreund Wolfgang Clößner, der die letzte Dampflok der Rhein-Sieg Eisenbahn gekauft hatte, einen Platz für sein gewichtiges Schmuckstück suchte, sanierte die Ortsgemeinde Asbach den dortigen Lokschuppen und die Eisenbahnfreunde richteten darin ein Eisenbahnmuseum ein. 25 Jahre ist das nun her, was am 13. und 14. September mit einem großen Fest gefeiert wird. Darüber hinaus ist der Museumsbahnhof Asbach von April bis Oktober am zweiten Sonntag des Monats und am Samstag desselben Wochenendes geöffnet.

Und der Omnibusverkehr? Zeitlebens fremdelte die Eigentümerin der Rhein-Sieg Eisenbahn, die Basalt-AG Linz, mit dem Personenverkehr. Schließlich hatte sie die Bahngesellschaft nur zum Zwecke des Basalttransports erworben und alle anderen Geschäftszweige waren ihr nur solange lieb, wie sie keine Verluste einbrachten. Mit dem Ende des Basalttransports auf der Schiene war die RSE nun aber praktisch zu einem reinen Omnibusunternehmen geworden, zwar mit bis zu 7,3 Millionen Fahrgästen jährlich, einem Hartsteinunternehmen aber doch wesensfremd. Konsequenterweise gab es die Rhein-Sieg Eisenbahn an ein Omnibusunternehmen ab: 1973 erwarb die kurz zuvor vom Rhein-Sieg-Kreis gegründete Rhein-Sieg-Verkehrsgesellschaft (RSVG) die Aktien der RSE, 1977 auch sämtliche Omnibusse, Immobilien und das Personal. Wer heute in die RSVG-Busse der Linien SB53, 512, 520 oder 529 steigt, fährt damit auf den Linien, die das Vorgängerunternehmen vor genau hundert Jahren eröffnet hat.

Text: Ulrich Clees

Bild 1:Wohl noch im Jahr 1925 steht hier am Bahnhof Hennef ein Bus der RSE zur Abfahrt nach Waldbröl bereit. Foto: Slg. Carsten Gussmann

Bild 2: Bei Waldbröl entstand auf der Brölstraße diese schöne Winteraufnahme. Foto: Alfred Mertens, Slg. Ulrich Clees

Bild 3: Liniennetz um 1956. Zeichnung: Slg. Museum Asbach im Stadtarchiv Sankt Augustin

Bild 4: Ein ehemaliger RSE-Bus, jetzt unter RSVG-Regie im Jahr 1981 auf dem Bonner Kaiserplatz. Foto: Volkhard Stern

Das Museum: www.museum-asbach.de

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